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Häufig, häufiger, am häufigsten ...
Um die häufigsten Tiere zu definieren, muss man einerseits Arten in Hinblick auf ihre Verbreitungsgebiete, andererseits in Zusammenhang mit ihren Bestandszahlen
betrachten. Dabei stechen bereits einige Tierarten heraus, die entweder auf allen Kontinenten anzutreffen sind oder aufgrund ihrer geringen Körpergröße in so großen
Zahlen auftreten, dass sie getrost zu den häufigsten Vertretern ihrer Gattungen oder Ordnungen betrachtet werden können.
Gerade in Hinblick auf die Insekten fällt diese Definition leicht, denn unter einigen Arten schließen sich die Tiere zu riesigen Kolonien zusammen, die aus bis zu mehreren
Millionen Exemplaren bestehen. Vor allem die Ameisen sind in diesem Zusammenhang bedeutsam, die auf nahezu allen Kontinenten der
Erde vertreten sind. Wissenschaftler schätzen die weltweiten Bestände der Ameisen auf mehrere hundert Milliarden Exemplare. Auch wenn Ameisen in der
Nähe von menschlichen Siedlungsgebieten fast immer als Plage empfunden werden, sind diese Insekten doch unentbehrlich für eine gesunde Umwelt. Sie befinden sich ununterbrochen
auf der Suche nach Nahrung und verwerten im Zuge ihrer Streifzüge abgestorbenes organisches Material, tragen wesentlich zur Verbreitung von Samen bei und schaffen durch die
Auflockerung des Erdbodens für nährstoffreiche Bedingungen, die für ein gesundes Pflanzenwachstum unerlässlich sind.
Ebenso wichtig für das intakte ökologische Gleichgewicht ihrer Umgebung sind die Ruderflußkrebse oder Copepoda, die über 13 000 Arten umfassen und in allen Gewässertypen der
Erde nachweisbar sind. Diese winzigen Krustentiere sind meist nur wenige Millimeter lang und verwerten überwiegend abgestorbenes Pflanzenmaterial, Algen und andere organische
Überreste. Einige Arten leben auch parasitär. Gleichzeitig dienen sie vielen Fisch- und Säugetierarten
als wichtige Nahrungsquelle. Oft treten Copepoda in solch großen Zahlen auf, dass Taucher ihre Bewegungen als laute knisternde Geräusche hören können.
Auch unter den Fischen gilt eine Gruppe mit geringer Körpergröße als der häufigste Vertreter. Die Borstenmäuler oder Gonostomatidae umfassen insgesamt 23 Arten und werden
meist nur wenige Zentimeter lang. Sie bewohnen hauptsächlich die Tiefsee und kommen sowohl im Pazifik und Atlantik als auch im Indischen Ozean und in den Polarmeeren vor.
Mit im Jahr 2011 sieben Milliarden gezählten Individuen gilt der Mensch als das am weitesten verbreitete Säugetier der
Erde. Er bewohnt alle Kontinente und gilt durch seine Intelligenz auch als das anpassungsfähigste Tier der Welt. Allerdings wird der Mensch in Hinblick auf
seine Bestandszahlen zumindest in Siedlungsgebieten von Rattus norvegicus, der meist braunen Wanderratte sicherlich übertroffen. Wissenschaftler
vermuten, dass die Anzahl der Ratten jene des Menschen vor allem in Städten bei weitem übertrifft und Rattus norvegicus daher weltweit ebenso in Milliardenbeständen vertreten ist.
Auch die Verbreitung der Hausmaus oder Mus domesticus ist eng mit jener des Menschen verbunden, weshalb sie wie die Wanderratte in Milliardenzahlen
die Erde bevölkert. Beide Nagetierarten sind, was ihre Lebensbedingungen betrifft, äußerst anspruchslos und finden in der Nähe des Menschen und des von ihm gehaltenen Nutzviehs stets
genug Nahrung. Ratten leben in menschlichen Behausungen ebenso wie in Abwassersystemen, Kellerräumen, auf Mülldeponien und in Stallungen und sind oft in großen Rudeln anzutreffen,
die ihr Revier gegen Artgenossen verteidigen.
Unter den Reptilien gilt Zootoca vivpara, besser bekannt als die Waldeidechse als die weltweit häufigste Art.
Sie besiedelt weite Teile Europas und Asiens und ist in arktischen Regionen ebenso anzutreffen wie in heißen Gebieten des mediterranen Raums. In Nordamerika beschreiben die mehrere
Arten umfassenden Strumpfbandnattern die am weitesten verbreiteten Reptilien. Sie besiedeln nahezu alle Habitate in den Vereinigten Staaten, Mittelamerika und Kanada und sind in
der Nähe des Menschen ebenso zu finden wie in der unberührten Wildnis.
In Afrika tritt Quelea quelea, der als Blutschnabelweber bekannte Singvogel in riesigen Schwärmen auf, die ganze Ernten innerhalb weniger Minuten zerstören. Der Bestand dieser
kleinen Vögel wird auf mehrere Milliarden Exemplare geschätzt, weshalb Quelea quelea heute als die häufigste Vogelart der Welt betrachtet wird. Da auch in Afrika viele
landwirtschaftliche Betriebe Pestizide einsetzen, sterben viele Tiere, für die der weit verbreitete Blutschnabelweber eine wichtige Nahrungsquelle darstellt, an Vergiftungen.