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Giftig, giftiger, am giftigsten ...
Einige Tierarten wie Spinnen, Schlangen oder Skorpione rufen in vielen Menschen
Urängste oder sogar regelrechte Phobien hervor, da sie unweigerlich mit Giftigkeit und Gefahr verbunden werden. Tatsächlich sind einige der weltweit giftigsten Tiere diesen Gruppen
zuzuordnen. Einige Arten, die mitunter für den Menschen tödliche Toxine produzieren, werden jedoch kaum mit Lebensgefahr assoziiert, können aber bei Kontakt in wenigen Augenblicken
zum Tod führen, wenn nicht rechtzeitig eine gezielte Behandlung durchgeführt wird. Die giftigsten Tiere der Erde leben hauptsächlich in
tropischen Gebieten Asiens und Südamerikas sowie in Australien. Daher kommt es in Europa kaum zu tödlichen Zwischenfällen, die auf Vergiftungen durch
Kontakt mit Tieren zurückzuführen sind.
Vor allem in Australien ist die Chance, auf ein gefährliches Tier zu treffen, vergleichsweise hoch. Der südlich von Asien gelegene und vom Indischen Ozean umgebene Staat gilt als
Heimat einiger der gefährlichsten Lebewesen der Welt. Dazu zählt die sogenannte Seewespe, eine auch unter der lateinischen Bezeichnung Chironex fleckeri bekannte
Würfelqualle. Sie besiedelt hauptsächlich die Gewässer entlang der Küste Nord- und Westaustraliens, ist aber auch gelegentlich im Westpazifik
anzutreffen. Obwohl die Seewespe verhältnismäßig selten ist, gehen bis zu siebzig Todesfälle pro Jahr auf Begegnungen mit diesem Nesseltier zurück. Die Seewespe besitzt drei Meter
lange Tentakel mit Nesselzellen, die bei Berührung feine, mit dem Gift benetzte Fäden freigeben. Diese durchdringen die Haut innerhalb von Sekunden und führen
bei Menschen zu Muskellähmungen, Atemstillstand und schließlich innerhalb weniger Minuten zum Herzstillstand. Die Giftmenge einer einzigen Seewespe kann 250
Menschen das Leben kosten.
Ebenso tödlich kann eine Begegnung mit einer Sydney-Trichternetzspinne oder Atrax robustus enden, die in Australien weit verbreitet und sogar mitten im Stadtgebiet von Sydney
anzutreffen ist. Vor allem zur Paarungszeit, wenn die Männchen ausschwärmen, kommt es häufig zu fatalen Begegnungen, denn ihr Gift lähmt die Muskulatur und die Atmung und führt
bei ausbleibender Hilfe zum Herztod.
Unter den Schlangen gelten der in Australien beheimatete Inlandtaipan und die Dubois’s Seeschlange als die giftigsten Vertreter. Die in den Gewässern Südostasiens beheimatete Dubois’
Seeschlange fordert jedes Jahr den Tod zahlreicher Fischer. Das Gift des auch als Schreckensotter bezeichneten Inlandtaipans ist fünfzig Mal stärker als jenes der Kobra.
Auch der giftigste Fisch der Welt ist unter anderem in Australien beheimatet. In den marinen Flachgewässern vieler tropischer Riffe leben Steinfische in
Tiefen von maximal dreißig Metern und produzieren zur Verteidigung ein hochwirksames Nervengift, das sie über einen Stachel abgeben. Australische Mediziner haben gegen das Neurotoxin
zwar ein Antiserum entwickelt, dennoch sterben sechzig Prozent aller Menschen, die mit dem Stachel des hervorragend getarnten Fisches in Berührung kommen, an den Folgen einer Vergiftung.
Australien ist wie die Philippinen, Neuguinea und Indonesien auch die Heimat der hochgiftigen Blauringkrake, deren Haut sich bei Bedrohung verfärbt und
leuchtend-blitzblaue Ringe zeigt. Dieser Kopffüßer ist zwar nicht aggressiv, wird er jedoch versehentlich gestört, beißt er zu und injiziert seinem Opfer ein hochpotentes Nervengift. Nur
künstliche Beatmung schützt davor, nach einem Biss bei vollem Bewusstsein qualvoll zu ersticken.
Auch die Kustenanemonen, eine mehrere Arten umfassende Gattung von skelettlosen Blumentieren werden zu den weltweit giftigsten Arten gezählt. Sie sind trotz ihrer hohen Toxizität
als Aquarientiere sehr beliebt, wobei bei die Haltung strenge Sicherheitsmaßnahmen zu beachten sind. Krustenanemonen produzieren Palytoxin, von dem schon Spuren ausreichen, um eine
Lähmung der gesamten Muskulatur auszulösen. Da es kein Gegengift gibt, enden die meisten Vergiftungen mit Palytoxin mit dem qualvollen Tod.
In den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas leben mehrere Arten von knallig-bunten Pfeilgiftfröschen
wie Phyllobates terribilis, die in der Haut ein hochgiftiges Sekret produzieren. Die Ureinwohner Südamerikas vergifteten ihre Pfeile mit dem Hautsekret, das bei Kontakt Muskel- und
Atemlähmungen hervorruft. Das Gift eines einzigen kleinen Frosches kann bis zu zehn Menschen gleichzeitig töten.
Nur eine einzige Art der weltweit giftigsten Tiere ist auch auf dem europäischen Kontinent beheimatet. Der Gelbe Mittelmeerskorpion benutzt sein Gift, das bereits bei einer Dosis
von 0,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht tödlich sein kann, um seine Beute zu lähmen. Da der in der Türkei, in Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel lebende
Skorpion sehr angriffslustig ist, sind Vergiftungen mit dem auf verschiedenen Neurotoxinen aufgebauten Sekret nicht selten.