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Welche Bedeutung hat die Rote Liste gefährdeter Arten?
Die Rote Liste gefährdeter Arten (kurz: Rote Liste) bezeichnet ein von der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, zu Deutsch Weltnaturschutzunion) in unregelmäßigen Jahresabständen publiziertes und von Wissenschaftlern zusammengestelltes internationales Fachgutachten, das alle vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten dokumentiert. Sie ist in mehrere Gefährdungskategorien unterteilt, die die Bedrohung der jeweiligen Art detailliert definieren. Zusätzlich zu der von der Weltnaturschutzunion veröffentlichten Roten Liste geben heute auch Regierungen verschiedener Staaten sowie Umweltschutzverbände einzelner Regionen Rote Listen heraus, die bedrohte Arten in geographisch begrenzten Gebieten erfassen.
Bedeutung und geschichtlicher Hintergrund
Rote Listen dienen auf nationaler und internationaler Ebene als wichtige Grundlagen für Umweltschutzorganisationen, Forschung und Bemühungen zur Artenerhaltung, sind
jedoch nur in wenigen Ländern wie beispielsweise in der Schweiz rechtswirksam. Die Gefährdungskategorien, die von der IUCN eingeführt wurden und seit dem Jahr 2001
zehn Stufen von EX für "Ausgestorben" bis NE für "Nicht beurteilt" umfassen, werden seit einigen Jahren auch von vielen nationalen Vereinigungen einzelner Staaten
übernommen, um eine Vereinheitlichung zu erzielen und dadurch länderübergreifende Forschungen zu erleichtern.
Die 1948 in Frankreich gegründete IUCN veröffentlichte unter dem Titel "Red Data Book" im Jahr 1962 erstmals eine Rote Liste, die sich in der ersten Auflage auf die
Erwähnung von insgesamt etwa 520 bedrohten Vogel- und Säugetierarten beschränkte. In den nächsten Jahrzehnten
wurden zunehmend auch Reptilien, Amphibien, Fische, Insekten, Weichtiere sowie später
Pflanzen und Pilze aufgeführt. Heute umfasst die Rote Liste gefährdeter Arten bereits weit über 70 000 Arten, wobei etwa 22 000 davon akut vom Aussterben bedroht sind.
Die Rote Liste erscheint jährlich und beurteilt Fortschritte und Rückschritte im Artenschutz. Da jedoch von den fast achttausend Wissenschaftlern, die im Auftrag der
IUCN tätig sind, längst nicht alle Arten von Tieren und Pflanzen überwacht werden können, konzentriert sich die Arbeit darauf, die auffälligsten Entwicklungen und
die am stärksten gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Lebewesen zu protokollieren. Zu dieser Gruppe zählen heute über neunzig Prozent aller
Lemuren sowie achtzig Prozent der Orchideen, die zur Gattung Cypripedium gehören. Die Bestände dieser Gruppen beschränken sich seit
einigen Jahren auf wenige hundert Exemplare. Die Rote Liste der IUCN informiert jedoch nicht nur über die akute Gefährdung vieler Arten, sondern veröffentlicht auch
wichtige Errungenschaften auf dem Gebiet der Artenerhaltung wie die erfolgreiche Wiedereinführung von Tieren und Pflanzen, die bereits als in der Natur ausgestorben galten.
Die 10 Gefährdungskategorien der Weltnaturschutzunion IUCN
ausgestorben
in der Natur ausgestorben
regional ausgestorben
vom Aussterben bedroht
stark gefährdet
gefährdet
potenziell gefährdet
nicht gefährdet
ungenügende Datengrundlage
nicht beurteilt
Zusammenfassung