Biologie-Schule.de
Das Nachschlagewerk für Biologie
Homo erectus - Vorfahre des Menschen?
Der Homo erectus ist eine ausgestorbene Art der Gattung Homo. Übersetzt bedeutet Homo erectus (lat. 'homo' = Mensch;
lat. 'erigere' = aufrichten) 'der aufgerichtete Mensch'. Fossilienfunde belegen einen Lebenszeitraum dieser Art von
annähernd zwei Millionen Jahren (1,9 Mio. - 70.000). Damit ist der H. erectus jene Hominidenart, die erdgeschichtlich am
längsten existierte. Zum Vergleich: Der Homo sapiens trat erst vor 200.000 Jahren in Erscheinung.
Dem Homo erectus wird eine zentrale Rolle innerhalb der menschlichen Stammesgeschichte
zugeschrieben. Vom Homo erectus ausgehend entwickelten sich nach aktuellen Erkenntnissen der Homo neanderthalensis in Europa,
der Homo floresiensis in Asien sowie der Homo sapiens in Afrika.
Als erste Art siedelte sich der Homo erectus auch außerhalb Afrikas an. Der aufrechte Gang kombiniert mit langen Beinen machte die Überwindung
von längeren Distanzen möglich. Australopithecinen und frühe Formen der Gattung Homo, z.B.
Homo rudolfensis, besaßen dagegen noch deutlich längere Arme als Beine und waren somit eher für ein
Leben im dichten Wald angepasst.
In Afrika wurden die meisten Fossilfunde in Äthiopien, Kenia und Tansania, aber auch Marokko und Algerien gemacht.
Nicht umsonst wird Afrika als Wiege der Menschheit bezeichnet. In Europa und Asien fanden sich Fossilien in Spanien und
Georgien bzw. Indonesien, China, Vietnam, Indien und auf Java.
Als erster Hominide beherrschte der Homo erectus spätestens ab seinem Auszug aus Afrika das Feuer. Das deutlich kühlere Klima in
Mitteleuropa hätte eine erfolgreiche Besiedelung sonst kaum zugelassen. Die Nutzung von Feuer eröffnete dabei noch
ganz andere Möglichkeiten. Im Feuer gegartes Fleisch ist nicht nur einfacher zu verdauen, sondern auch frei von schädlichen
Bakterien. Der ansteigende Fleischkonsum war darüber hinaus ein wesentlicher Faktor bei der
Gehirnentwicklung, wenn diese Ansicht auch nicht von allen Entwicklungsbiologen vertreten wird und eine
wissenschaftliche Belegung noch aussteht. Und nicht zuletzt wirkt ein offenes Feuer präventiv gegen wilde Raubtiere und
blutsaugende Parasiten.
Auf kultureller Ebene erlebte die Gattung Homo einen regelrechten Schub durch den Homo erectus. Erstmals bildeten sich
kleine Jäger und Sammler Familien, die das Entstehen von Sprache nachhaltig angestoßen haben dürften. Erst engere
Kooperation, z.B. bei der gemeinsamen Jagd, macht eine Sprache überhaupt notwendig.
Werkzeuge wie Faustkeile nahmen in ihrer Komplexität merklich zu. Das Gehirnvolumen betrug indessen zwischen 800
und 1200cm³, was fast dem Gehirnvolumen des modernen Menschen entspricht.
Die Unterarten des Homo erectus
Grund für die große Zahl an bisher entdeckten Unterarten des Homo erectus ist einerseits die
Verbreitung auf unterschiedlichen Kontinenten, wodurch die allopatrische Artbildung
begünstigt wird. Andererseits ist der Homo erectus mit fast zwei Millionen Jahren die langlebigste
Hominidenart. Innerhalb eines so langen Zeitraums ist die Bildung von neuen Arten aufgrund der
Evolutionsfaktoren Gendrift, Mutation,
Selektion und Rekombination
als nahezu sicher anzunehmen. Die Entdeckung weiterer Unterarten des Homo erectus gilt daher als sehr wahrscheinlich.
Homo erectus erectus (Java-Mensch)
Homo erectus yuanmouensis (Yuanmou-Mensch)
Homo erectus lantianensis (Lantian-Mensch)
Homo erectus nankinensis (Nanjing-Mensch)
Homo erectus pekinensis (Peking-Mensch)
Homo erectus palaeojavanicus (Meganthropus)
Homo erectus soloensis (Solo-Mensch)
Homo erectus tautavelensis (Tautavel-Mensch)
Homo erectus georgicus (Dmanisi-Mensch)
Steckbrief: Homo erectus
Gattung: | Homo |
Art: | H. erectus |
Name: | lat. 'homo' = Mensch; lat. 'erigere' = aufrichten |
Erstfund: | ? |
Zeitraum: | 1,9 Mio. - 70.000 (Pleistozän) |
Körpergröße: | 1,4 - 1,8m |
Gewicht: | 50 - 70kg |
Verbreitungsgebiet: | Afrika, Europa, Asien |
Gehirnvolumen: | 800 - 1200cm³ |
Nahrung: | Früchte, Sämereien, Wurzeln, Fleisch |
Werkzeuggebrauch: | Ja |
Aufrechter Gang: | Ja |
Zusammenfassung