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Wie wirkt Selektion als Evolutionsfaktor?
Selektion (lat. selectio = Auswahl) besteht in weitem Sinne aus drei Formen:
Natürliche Selektion: An ihre Umwelt besser angepasste Lebewesen, erhöhen die
Wahrscheinlichkeit zur Weitergabe ihrer Gene als schlechter angepasste Lebewesen (Erläuterung
siehe weiter unten).
Sexuelle Selektion: Innerartliche Auswahl von Sexualpartnern,
die sich aus aus der Konkurrenz um Fortpflanzungspartnern ergibt. Sexuelle Selektion erklärt auch zahlreiche
Phänotypische Ausprägungen, die im Sinne der natürlichen Selektion eigentlich von Nachteil
wären (z.B. das Federkleid des Pfau. Dieses ist hinderlich bei der Flucht vor Räubern, ist
aber wichtiges "Balzmittel")
Künstliche Selektion: vom Menschen gesteuerte
Selektion zur Förderung bestimmter Merkmale bei Tier- und Pflanzenarten (z.B. höhere
Milchleistung von Kühen, gegen Krankheiten restistente Nutzpflanzen wie Weizen oder Kleintierzucht)
Grundannahme der natürlichen Selektion ist die Tatsache, dass Individuen die länger Leben
ihre Gene öfter weitervererben können. Umso besser ein Organismus an seine natürliche
Umgebung angepasst ist, desto häufiger wird er also seine Gene in die nächste Generation
weitergeben können. Man spricht auch vom Begriff der Fitness.
Bereits Charles Darwin erkannte diesen Mechanismus und sprach in seinem Werk "On the Origin
of Species" vom "survival of the fittest". Dieser Satz wird oft missverstanden und mit
"Überleben des Stärkeren" übersetzt. Dabei meint Darwin das Überleben des am besten
angepassten Individuums. Nicht die Stärksten bringen ihre Gene in die nächste Generation,
sondern diejenigen, die am besten an die äußere Umwelt angepasst sind. Das führt zwangsläufig
zu einer längeren Lebenszeit und damit auch zu mehr Nachkommen (im Optimalfall). Dabei kommt
es durchaus vor, dass auch weniger gut angepasste Individuen sich fortpflanzen und damit ihre
Gene in die Tochtergeneration weitergeben. Selektion ist auch aus diesem Grund ein
statistischer Wahrscheinlichkeitsprozess. Denn eine optimale Anpassung an einen Lebensraum
garantiert noch lange keine erfolgreiche Fortpflanzung. Unzählige Prozesse außerartlicher und
innerartlicher Art spielen eine Rolle. Deswegen muss man die Populationen bei der Selektion
auch mehr im Gesamten betrachten. Weniger gut angepasste Individuen bringen zwar ebenfalls
ihre Gene in den Genpool der nächsten Generation, jedoch statistisch gesehen seltener als die
besser angepassten. Auf diese Weise werden günstige Allele im Genpool häufiger, nachteilige
Allele seltener.
An dieser Stelle sei noch kurz der Begriff des Selektionsdrucks erklärt: Auf alle Lebewesen
wirken Selektionsfaktoren (siehe hier abiotische Selektionsfaktoren;
biotische Selektionsfaktoren), die auf sämtliche Populationen
"drücken" und damit die Richtung der Evolution bestimmen. Dies geschieht nicht in einem aktiven Prozess,
sondern passiv. Populationen werden durch die Selektion an die Umgebungen angepasst und passen sich nicht selbst an.
Im Folgenden sind die drei Selektionstypen vorgestellt:
Typen der Selektion - Transformierende Selektion
Bei der transformierenden Selektion wirkt der Selektionsdruck von einer Seite aus. Die
Population verschiebt sich dementsprechend weg vom Selektionsnachteil in die andere
Richtung .
Die X-Achse entspricht der Intensität der Merkmalsausprägung und die Y-Achse der
Anzahl der Individuen.
Ein Beispiel ist etwa die Population eines Tiefseefisches, der von einem größeren
Raubfisch gejagt wird. Fluchtgeschwindigkeit erweist sich hierbei für den Beutefisch
als Vorteil, weil er so weniger oft gefressen wird. Auf Dauer wird sich die Population
des Beutefisches also in die Richtung verändern, dass die Geschwindigkeit der
einzelnen Individuen zunimmt. Denn: Schnellere Fische können ihre Gene (mit den
wichtigen Allelen für eine erhöhte Schwimmgeschwindigkeit) öfter in die nächste
Generation bringen als langsamere.
Typen der Selektion - Stabilisierende Selektion
Stabilisierende Selektion liegt vor, wenn der Selektionsdruck von beiden Extremseiten
der Merkmalsausprägung ausgeht. Auf diese Weise kommt es auf Dauer zur Annäherung an
den Mittelwert, weil extreme Formen benachteiligt werden.
Die X-Achse entspricht der Intensität der Merkmalsausprägung und die Y-Achse der
Anzahl der Individuen.
Besonders bei der Ausprägung der Größe von Flügeln ist die stabilisierende Selektion zu beobachten.
Vögel mit extrem großen und extrem kleinen Flügeln büßen an Flugfähigkeit ein, sodass es auf lange
Sicht zur Stabilisierung des Mittelwerts kommt. Extreme Phänotypen werden infolge immer seltener,
oder tauchen gar nicht mehr auf.
Typen der Selektion - Disruptive Selektion
Das zentrale Merkmal bei der Disruptiven Selektion ist die Ausbildung von zwei
extremen Phänotypen. Ergo erweist sich die Ausprägung eines Merkmals im
Mittelwertbereich als Nachteil.
Die X-Achse entspricht der Intensität der Merkmalsausprägung und die Y-Achse der
Anzahl der Individuen.
Die Aufspaltung einer Darwinfinkenart (Stichwort: adaptive Radiation) in
Insektenfresser und Körner/Nussfresser ist ein Beispiel für disruptive Selektion.
Zum fangen und fressen von Insekten ist ein feiner, dünner Schnabel nötig. Für das
knacken von Nüssen dagegen ein kräftiger Schnabel.
Der Mittelwert eines Schnabels dieser beiden Formen bringt dagegen keine Vorteile,
bzw. ist den jeweils spezialsierten Formen unterlegen. Auf diese Weise kommt es in der
Population auf Dauer zur Ausprägung von zwei Extremen: ein dünner Schnabel und ein
dicker Schnabel.
Zusammenfassung
Weiterführende Links
Quellenhinweis