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Der Australopithecus - Vorfahre des Menschen?
Die Australopithecinen sind eine ausgestorbene Gattung der Hominiden. Der Name leitet sich vom
Fundort (Südafrika) des ersten Fossils dieser Gattung ab (lat. australis für "südlich" und griech.
pithekos = "Affe"). Das als "Kind von Taung" bekannte Fossil, wurde 1924 in einem Steinbruch, nahe der
südafrikanischen Stadt Taung, entdeckt. Mittlerweile sind mehr als ein Dutzend Funde in Afrika gemacht
worden, davon die mehrheitliche Zahl in Ostafrika.
Der Australopithecus lebte vor 4 bis 2 Millionen Jahren im Pliozän. Bei einer Größe von etwa 1,2m und einem
Gewicht von 35kg, gehörte er zur kleinsten Gattung der Hominiden. Es gilt als wahrscheinlich, dass aus den
Australopithecinen die Gattung Homo hervorging, vermutlich durch Anagenese.
Mit einem Gehirnvolumen von 450 - 550cm³ entsprach das Gehirn ungefähr einem Drittel der Gehirngröße des
heutigen Homo sapiens.
Die Anatomie des Australopithecus lässt zumindest eine temporäre Fortbewegung auf zwei Beinen vermuten. Wegen des
primären Lebensraums im Wald und auf Bäumen, kann der aufrechte Gang allerdings kaum eine zeitlich
stabile Alternative gewesen sein. Aus den Fossilfunden weiß man, dass die Australopithicinen vorwiegend
in Wäldern und nahe von Flüssen lebten. Daher dürfte die Fortbewegung auf allen Vieren bei den Australopithecinen
die bevorzugte gewesen sein.
Ferner sprechen Abnutzungen des Gebisses für eine überwiegend pflanzliche Ernährung aus Blättern, Wurzeln, Früchten
und Nüssen. Ein eventueller Werkzeuggebrauch ließ sich anhand der gefundenen Fossilien nicht endgültig beweisen.
Allerdings erweist es sich als äußerst schwierig, die genaue Lebensweise des Australopithecus zu rekonstruieren, da Fossilfunde
einerseits enorm selten sind, und andererseits praktisch nie ein komplettes Skelett gefunden wurde. Rückschlüsse auf die
Lebensweise beziehen sich auf einige wenige Knochenstücke bzw. Knochenfragmente. Auch das 1974 entdeckte Teilskelett eines
Australopithecus afarensis mit dem Namen 'Lucy', bestand aus weniger als 40% des ursprünglichen Skeletts. Dennoch war dies
einer der medienwirksamsten Funde überhaupt, eben wegen seines verhältnismäßig enorm guten Erhaltungszustandes und der Menge
an Knochen.
Die unterschiedlichen Arten der Australopithecinen
A. anamensis: 4,2 - 3,9 Mio. Jahre, Ostafrika, mindestens 40+ Funde
A. afarensis: 3,8 - 2,9 Mio. Jahre, Ostafrika, mindestens sieben Funde
A. africanus: 3,0 - 2,1 Mio. Jahre, Südafrika, mindestens vier Funde
A. bahrelghazali: 3,5 - 3,0 Mio. Jahre, Zentralafrika, mindestens ein Fund
A. garhi: 2,5 - 2,2 Mio. Jahre, Ostafrika, mindestens ein Fund
A. sediba: 2,0 - 1,8 Mio. Jahre, Südafrika, mindestens zwei Funde
Steckbrief: Australopithecus
Gattung: | Australopithecus |
Name: | lat. 'australis' = südlich; griech. 'pithekos' = Affe |
Erstfund: | 1924 in Taung (Südafrika) |
Zeitraum: | 4 - 2 Mio. Jahre (Pliozän) |
Körpergröße: | ca. 1,1m - 1,4m |
Gewicht: | ca. 30 - 40kg |
Arten: | A. anamensis, A. afarensis, A. africanus, A. bahrelghazali, A. garhi, A. sediba |
Verbreitungsgebiet: | Ostafrika bis Südafrika |
Gehirnvolumen: | 450 - 550cm³ |
Nahrung: | überwiegend pflanzliche Kost |
Werkzeuggebrauch: | bisher nicht nachgewiesen |
Aufrechter Gang: | Ja, jedoch nur vorübergehend |
Zusammenfassung