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Homo floresiensis - Vorfahre des Menschen?
Der Homo floresiensis (auch: Mensch von Flores oder Hobbit genannt) ist eine vermutlich eigene
Art der Gattung Homo. 2004 wurde in der Höhle Liang Bua auf der indonesischen Insel Flores ein kompletter Schädel
einer bis dato unbekannten Hominidenart gefunden. Mittlerweile konnten anhand von Fossilfunden mehr als ein Dutzend
unterschiedliche Individuen auf Flores eindeutig dem Homo floresiensis zugeordnet werden. Über die Einordung in den
Stammbaum der Hominiden herrscht allerdings bis Heute Uneinigkeit.
Mit einer Größe von knapp einem Meter ist der Homo floresiensis im Vergleich zu Menschenaffen, die im selben
Zeitraum lebten, enorm klein. Homo sapiens oder Homo erectus
übertrafen den Homo floresiensis nicht nur in der Körpergröße um mehr als 60cm, sondern auch hinsichtlich des
Gehirnvolumens deutlich. Datierungsmethoden belegen einen Existenz mindestens im Zeitraum vor 95.000 bis 12.000 Jahren. Der
Homo floresiensis war somit neben dem modernen Menschen die letzte noch lebende Art der Gattung Homo. Zu diesem Zeitpunkt
galt der Neanderthaler bereits als ausgestorben.
Der aufrecht gehende Homo floresiensis starb vor etwa 12.000 Jahren aus. Kein bisher gefundenes Fossil ist laut Datierungsmethoden
älter. Etwa zur selben Zeit starben auch andere Bewohner auf Flores aus, darunter Stegodon, ein elefantenähnliches Tier.
Ein gigantischer Vulkanausbruch hat vermutlich zum abrupten Aussterben aller höherer Säugetiere auf
Flores geführt. Mittels Bodenproben konnte eine Schicht aus Vulkanasche identifiziert werden. Oberhalb dieser Schicht ließen sich keine
Fossilien mehr auffinden.
Trotz geringen Gehirnvolumens, welches eher das einem Australopithecinen entspricht, stellte sich Homo floresiensis
deutlich geschickter als dieser an. Begleitfunde bestätigen den Gebrauch von Steinwerkzeugen aus Vulkangestein, die Jagd auf deutlich größere Tiere
und die Nutzung von Feuer.
Homo floresiensis oder Homo erectus oder Homo sapiens?
Drei Hypothesen zur Herkunft des Homo floresiensis bzw. zur Einordnung in die Stammesgeschichte des Menschen
haben sich in den letzten Jahren herauskristallisiert.
1. Inselverzwergung des Homo erectus
Die Ressourcen sind auf einer Insel begrenzt. Als eine Gruppe der Gattung Homo erectus auf die Insel kam, wirkten
Selektionsprozesse in jene Richtung, dass die Individuen immer kleiner wurden.
Kleinere Menschenaffen benötigen weniger Nahrung und haben auf einer Insel mit begrenztem Nahrungsangebot einen Selektionsvorteil.
Über die Jahrtausende könnte der Homo erectus so schrittweise geschrumpft sein. Logische Konsequenz: Wenn der Körper schrumpft, verkleinert
sich auch der Schädel und damit das Gehirn.
2. Eigene Art der Gattung Homo
Homo floresiensis könnte sich als eigene Art in Asien aus dem Homo erectus heraus entwickelt haben. Dies wäre
mit dem Neanderthaler vergleichbar, der wahrscheinlich ebenso, nur eben in Mitteleuropa, ein Nachfahre von
Homo erectus ist.
3. Pathologische Veränderung des Körpers von Homo sapiens
Die geringe Körpergröße mitsamt des kleinen Gehirnvolumens wurde in der Vergangenheit immer wieder mit unterschiedlichen Krankheiten
in Verbindung gebracht. Nicht wenige Paläonthologen glauben an eine krankhafte Veränderung des Skeletts aufgrund von
Mikrozephalie, Laron-Syndrom, Endemischer Kretinismus oder Down-Syndrom.
Aufschluss könnte eine DNA-Analyse geben. Alle Versuche die DNA eines Homo floresiensis zu
extrahieren und auf Erbkrankheiten zu untersuchen, scheiterten jedoch bisher.
Steckbrief: Homo floresiensis
Gattung: | Homo |
Art: | H. floresiensis, H. erectus oder H. sapiens ? |
Name: | 'floresiensis' = von Flores stammend |
Erstfund: | 2004 auf Flores (Indonesien) |
Zeitraum: | 95.000 bis 13.000 Jahren (Jungpleistozän) |
Körpergröße: | ca. 1,0m |
Gewicht: | 20 - 30kg |
Verbreitungsgebiet: | Indonesische Insel Flores |
Gehirnvolumen: | 400 - 450cm³ |
Nahrung: | Pflanzliche- und tierische Kost |
Werkzeuggebrauch: | Ja |
Aufrechter Gang: | Ja |
Zusammenfassung