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Biografie und Lebenslauf von Johannes Kepler

Steckbrief & Allgemeine Informationen

Johannes Kepler Name: Johannes Kepler
Geburt: 27. Dezember 1571 in Weil der Stadt
Tod: 15. November 1630 in Regensburg
Erreichtes Lebensalter: 58 Jahre
Eltern: Heinrich Kepler, Katharina Kepler (geb. Guldenmann)
Nationalität: Deutschland
Ausbildung: Universität Tübingen
Beruf: Astronom, Mathematiker, Theologe
Bekannteste Entdeckung: Keplersche Gesetze
Familie: Barbara Müller (verh. 1597–1611), Susanna Reuttinger (verh. 1613-1630); fünf Kinder aus erster Ehe, sechs Kinder aus zweiter Ehe
Einflüsse: Galileo Galilei, Claudius Ptolemäus, Pythagoras

Als erster Astronom konnte Johannes Kepler im 16. Jahrhundert jene Gesetzmäßigkeiten entdecken, die die Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne definieren und heute als die Keplerschen Gesetze bekannt sind. Damit entwickelte er das kopernikanische Weltbild auf wissenschaftliche Weise weiter und prägte die moderne Physik nachhaltig.

Kurzbiografie:

Kindheit und Ausbildung:
Johannes Kepler kam am 27. Dezember 1571 als Sohn einer Wirtstochter und eines Händlers in Weil der Stadt, einer Reichsstadt in der Nähe des heutigen Stuttgarts zur Welt. Der zu früh geborene Junge war ein kränkelndes Kind und überlebte im Alter von vier Jahren die Pockenerkrankung, die bleibende gesundheitliche Schäden hinterließ. Die Eltern konnten den Lebensunterhalt der Familie nur mühsam erwirtschaften, der Vater hielt sich wiederholt im Ausland auf. Die ersten Lebensjahre Keplers waren von ständigen Übersiedlungen geprägt, die die Familie in unterschiedliche Städte Deutschlands führten. Mit seiner Mutter Katharina, die ab 1579 ein Gasthaus im heutigen Keltern führte, verband Johannes Kepler eine liebevolle Beziehung. Sie war auch diejenige, die in ihrem Sohn das Interesse für Astronomie weckte, indem sie ihm Naturphänomene wie die Mondfinsternis und den Großen Kometen jener Jahre zeigte. Sie wurde später aufgrund ihres umfassenden Wissens über Kräuter der Hexerei bezichtigt und entging durch die tatkräftige Unterstützung ihres Sohnes nur knapp dem Scheiterhaufen. Johannes Kepler soll schon in seiner frühen Kindheit ein für sein Alter ungewöhnliches mathematisches Verständnis gezeigt haben.
Nach drei Jahren an der Lateinschule, die durch die ständigen Umzüge wiederholt unterbrochen wurden und von mittelmäßigen Leistungen des Schülers geprägt waren, trat er 1584 in die Schule des Klosters Adelberg ein, bestand zwei Jahre später das Landexamen und wurde schließlich am evangelischen Gymnasium des Klosters Maulbronn zugelassen.
Dank eines Stipendiums konnte er im Jahr 1589 in Tübingen das Studium der Theologie, Mathematik und Astronomie aufnehmen. Besonders prägend war der Einfluss des Naturwissenschaftlers Michael Mästlin, der ein Verfechter von Nikolaus Kopernikus’ heliozentrischem Weltbild war. Unter dem Einfluss Mästlins entwickelte sich Johannes Kepler schnell zu einem erfahrenen Mathematiker und begann, sich intensiv mit astronomischen Fragen und Theorien auseinanderzusetzen. Sein Theologiestudium schloss er im August 1591 mit dem Magistergrad ab.

Berufliche Laufbahn und wissenschaftliche Errungenschaften:
Im Jahr 1594 folgte Johannes Kepler dem Ruf nach Graz und nahm dort an der evangelischen Hochschule des Stiftes eine Position als Lehrer der Mathematik an. Diese Anstellung war dem erst Zwanzigjährigen durch den Einfluss des Tübinger Senats angeboten worden. Damit verwarf Kepler seine ursprünglichen Pläne, Geistlicher zu werden. Graz war zu diesem Zeitpunkt als Residenz der Familie Habsburg das Zentrum der österreichischen Länder und von religiösen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten geprägt.
An der Stiftsschule, die das protestantisches Gegenstück zur katholischen Jesuitenuniversität der Stadt bildete, hatte Kepler anfangs Schwierigkeiten, sich in seine Lehrertätigkeit einzuleben. Er soll voreilig und bisweilen gedankenlos gewesen sein und zeigte plötzliche, für die Schüler oft nicht nachvollziehbare Begeisterungsstürme. Bereits im ersten Jahr seiner Lehrtätigkeit nahm die Anzahl seiner Studenten kontinuierlich ab. Dennoch wurde er von der Leitung der Hochschule als intellektuell und von edler Person beschrieben. Kepler unterrichtete neben Astronomie und Mathematik zeitweise auch griechische Literatur und Rhetorik. Einen hervorragenden Ruf erarbeitete sich Kepler in Graz jedoch aufgrund seiner astrologischen Tätigkeiten, da er zahlreiche Horoskope anfertigte und als sogenannter Landschaftsmathematikus für die Vermessung, Erstellung von Karten und den jährlichen Kalender zuständig war. In dieser Tätigkeit gelang es ihm, durch seine astrologischen Berechnungen einige wahre Voraussagungen zu treffen. Vor allem seine Prognosen des kalten Wetters und des Türkenangriffs trafen tatsächlich zu, was ihm in Graz ein hohes Ansehen bescherte. Dennoch verhielt er sich zur Astrologie sein ganzes Leben lang eher distanziert und grenzte sich stark von aller Scharlatanerie ab. Seine Leidenschaft gehörte der Astronomie und führte dazu, dass sich Kepler bereits in seinem ersten Jahr in Graz mit einer neuen Idee des Kosmos intensiv beschäftigte. Er machte sich Gedanken über ein von Gott gemachtes Universum, das aus geometrischen Körpern aufgebaut ist. Im Mittelpunkt sah er die runde und unbewegliche Sonne als Symbol alles Göttlichen, die von den Fixsternen umgeben war. Durch die beweglichen sechs Planeten Erde, Venus, Mars, Jupiter, Merkur und Saturn, die sich in einer strengen Ordnung befinden, war nach Kepler eine totale Harmonie des Kosmos hergestellt. Seine Theorie veröffentlichte er im Jahr 1596 in seiner bedeutenden Schrift "Mysterium cosmograhicum", die bereits die wichtigsten Grundzüge seiner Weltanschauung enthielt. Das Buch trug maßgeblich zu seinem hohen Bekanntheitsgrad in der Welt der Gelehrten bei und ebnete ihm in den nächsten Jahren viele wichtige intellektuelle Kontakte, unter anderem mit dem angesehenen dänischen Astronomen Tycho Brahe.
Durch die religiösen Auseinandersetzungen in Graz, die im ausgehenden 16. Jahrhundert in die Gegenreformation mündeten, sah sich Johannes Kepler gezwungen, die Stadt zu verlassen. Er ging nach Prag, wo er zunächst als Assistent bei Tycho Brahe unterkam und nach dem Tod seines Mentors im Jahr 1601 dessen Position des kaiserlichen Mathematikers übernahm. Die nächsten Jahre verbrachte er damit, das kopernikanische Weltbild intensiv zu studieren und zu ergänzen. Er entwickelte die Theorie der Ellipsenbahnen, auf denen die sechs Planeten um die Sonne kreisen. Seine Forschungsergebnisse zur Weiterentwicklung der Lehren von Kopernikus veröffentlichte Kepler ab 1609 als die nach ihm benannten Gesetze der Planetenbewegungen in mehreren Schriften. Im Jahr 1619, nachdem er kurz zuvor Berechnungen zur Umlaufbahn und Bewegung des Mars angestellt hatte, erschienen seine "Harmonices Mundi libri V", die "Fünf Bücher zur Harmonik der Welt", die die Grundlagen der Physik nachhaltig prägten. Auch seine Idee, von der Sonne gehe eine die Planetenbewegungen beeinflussende Energie aus, brachten eine Wende im Denken der Physiker der nachfolgenden Generationen. Bis 1621 hatte er alle seine Erkenntnisse in dem einbändigen Lehrbuch "Epitome Astronomiae Copernicae", zu Deutsch "Abriss der kopernikanischen Astronomie" zusammengefasst. Da Kepler nach der Veröffentlichung seiner Schriften mit den Kirchenvätern zunehmend in Konflikt geriet, übersiedelte er nach Linz, wo er als Mathematiker die Keplersche Fassregel zur Berechnung von Volumen und Flächen entwickelte. Im Jahr 1626 musste er aufgrund der gegenreformatorischen Entwicklungen auch Linz verlassen und befand sich einige Zeit lang auf Reisen. Als Mathematiker des Fürsten Albrecht von Wallenstein in Sagan, ein Amt, das er ab 1627 bekleidete, führte er die Logarithmenrechnung ein und befasste sich intensiv mit Optik, um die Beobachtungen seines Zeitgenossen Galileis mit dem Teleskop beweisen zu können. Im Zuge seiner Studien konnte Kepler als erster Wissenschaftler die physikalischen Prinzipien des Sehvorgangs, der optischen Brille gegen Kurz- und Weitsichtigkeit sowie der Kamera obscura definieren. Seine Erkenntnisse veröffentlichte er in seinem Werk "Astronomiae pars optica". Als er am 15. November 1630 verstarb, befand er sich gerade auf einer Reise nach Regensburg. Dort wurde er wenig später beigesetzt, sein Grab jedoch nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges zerstört.

Privates:
Im Jahr 1596 begann Kepler während seiner frühen Zeit in Graz, um Barbara Müller, die Tochter eines vermögenden Mühlenbesitzers zu werben. Deren Vater versuchte wiederholt, die Beziehung zu unterbinden, gab jedoch schließlich auf Druck der Kirchenväter um Kepler nach und willigte in die Heirat ein. Aus der Ehe gingen insgesamt fünf Kinder hervor, die in Graz und Prag auf die Welt kamen. Nur die jüngeren, in Prag geborenen drei Kinder erreichten das Erwachsenenalter. Nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahr 1611, die er wiederholt als mürrisch, dick, geizig und unbeholfen bezeichnet hatte, heiratete Kepler zwei Jahre später Susanne Reuttinger.

Johannes Kepler ist nicht nur als Urheber der mathematischen Berechnung der kopernikanischen Lehren von Bedeutung, sondern lieferte auch wichtige Erkenntnisse zur Optik und Mathematik, die bis heute nachwirken. Auch wenn Kepler als tiefreligiöser Mensch davon überzeugt war, dass der Kosmos von Gott erschaffen wurde, war er jedoch wie sein Zeitgenosse Galileo Galilei dafür verantwortlich, dass die dogmatischen Lehren der römisch-katholischen Kirche in den nächsten Jahrhunderten in Frage gestellt wurden.

Lebenslauf:

1571: Johannes Kepler wird am 27. Dezember 1571 in Weil der Stadt geboren.
1575: Kepler überlebt eine Pockenerkrankung, bleibt zeitlebens in seinem Sehvermögen eingeschränkt.
1584 - 1586: Besuch der Klosterschule Adelberg.
1586 - 1589: Besuch der evangelischen Klosterschule Maulbronn.
1589 - 1591: Studium der Theologie, Mathematik und Astronomie an der Universität Tübingen.
1594: Lehrer für Mathematik in Graz
1596: Veröffentlichung von "Mysterium cosmograhicum".
1597 - 1611: Ehe mit Barbara Müller. Aus dieser Ehe gehen fünf Kinder hervor.
1600 - 1612: Aufenthalt in Prag.
1609: Veröffentlichung von "Astronomia nova", welches die keplerschen Gesetze enthält.
1612 - 1626: Aufenthalt in Linz.
1613 - 1630: Ehe mit Susanna Reuttinger. Aus dieser Ehe gehen sechs Kinder hervor.
1621: "Epitome Astronomiae Copernicae" wird veröffentlicht.
1630: Johannes Kepler stirbt am 15. November 1630 in Regensburg.

Empfehlenswerte Literatur zu Johannes Kepler: