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Was ist eine Ökologische Nische? Definition und Beispiel:
Der Begriff der Ökologischen Nische beschreibt die Rolle einer Art in einem Ökosystem. Oftmals wird vereinfachend auch vom "Beruf" einer Art gesprochen, den sie in ihrem Lebensraum ausübt. Der Begriff bezieht sich also auf die funktionalen Faktoren zwischen der Art und ihrer Umwelt, weshalb er nicht mit dem Biotop verwechselt werden darf. Während ein Biotop nur einen Lebensraum ohne jegliche Lebewesen beschreibt, umfasst die ökologische Nische einen auf die Art wirkenden Wechselwirkungskomplex von biotischen und abiotischen Umweltfaktoren.
Fundamentalnische und Realnische
In der Ökologie lässt sich anhand des Faktors der Potenz einer Art zwischen Fundamental- und Realnische unterscheiden:
Fundamentale Ökologische Nische:
Diese ist äquivalent zur Physiologischen Potenz, also dem optimalen Lebensraum der jeweiligen Art ohne
interspezifische Konkurrenz. Die Fundamentalnische ist aber mehr ein theoretisches Konstrukt, denn in einem
Ökosystem existiert nie eine zu 100% konkurrenzlose Art. Daher kann man die fundamentale ökologische Nische nur
unter isolierten Laborbedingungen ermitteln.
Realisierte Ökologische Nische:
Entspricht der Ökologischen Potenz der Art, also den tatsächlichen Bedingungen in der Natur, inklusive aller
biotischer und abiotischer Umweltfaktoren. Die Realnische ist vom Umfang immer kleiner als die Fundamentalnische,
denn unter realen Konkurrenzbedingungen leidet die Potenz einer Art zwangsläufig.
In natürlichen Ökosystemen findet man damit nur realisierte ökologische Nischen vor.
Ökologische Planstelle
Oftmals fällt im Zusammenhang mit Ökologischen Nischen auch der Begriff der ökologischen Planstelle. Eine ökologische
Planstelle ist nichts anderes als die Summe aller für sie geltenden Umweltfaktoren. Ökologische Planstellen können von
Tier- und Pflanzenarten besetzt werden (Einnischung). An einem Beispiel wird es deutlich: Im Ökosystem Wattenmeer leben
im Watt Schnecken (ca. 2cm unter der Oberfläche), Muscheln (ca. 5cm unter der Oberfläche) und Würmer (ca. 10cm unter der
Oberfläche). Alle Drei kommen für Vögel als Nahrung in Betracht. Daraus ergeben sich drei ökologische Planstellen:
(1) Lebensraum Wattenmeer + Schnecken als Nahrung + kurzer Schnabel wird benötigt
(2) Lebensraum Wattenmeer + Muscheln als Nahrung + mittellanger Schnabel wird benötigt
(3) Lebensraum Wattenmeer + Würmer als Nahrung + langer Schnabel wird benötigt
Sobald eine ökologische Planstelle durch Einnischung einer Vogelart besetzt wird, spricht man von ökologischer Nische.
Jede dieser drei Planstellen kann nur von maximal einer Vogelart besetzt werden, da das
Konkurrenzausschlussprinzip gilt.
Konkurriert doch einmal mehr als eine Art um eine ökologische Nische, wird sich auf Dauer eine der beiden Arten
durchsetzen und die andere Art verdrängen. Die unterlegene Art wird dabei entweder aus dem Gebiet vertrieben bzw.
stirbt aus, oder sie schafft es eine andere ökologische Nische zu besetzen, in der sie die konkurrenzstärkste Art
ist (Konkurrenzvermeidung durch Einnischung). So könnte eine Vogelart, die für die ökologische Nische (1) aus dem
Beispiel gegenüber der konkurrenzstärkeren Art unterlegen ist, die ökologische Planstelle (2) einnehmen,
sofern diese noch frei ist und die Vogelart die entsprechende Variabilität besitzt, um die Planstelle zu besetzen.
Ökologische Nischen sind weitaus komplexer als in diesem Beispiel dargestellt. Es spielen noch viel mehr Faktoren
eine Rolle: Tag/Nacht, Brutverhalten, Balzzeit, Temperatur, Wetter, Fressfeinde, Nahrungsangebot, Parasiten uvm.
Zusammenfassung
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