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Der Kreationismus

Was ist Kreationismus?

Michelangelo - Erschaffung des Adam  
Der Glaube an eine von einem Schöpfer erschaffende Welt nennt man Kreationismus (lat. creatio = Schöpfung). Der Begriff umfasst mehrere verschiedene Strömungen und Ansichten, die alle mehr oder minder auf das selbe hinauslaufen: Der Mensch wurde durch eine höhere Macht (einem Schöpfer/Gott) erschaffen. Dabei liegen die Wurzeln der kreationistischen Vorstellung noch weit vor dem Entstehungszeitpunkt von Bibel, Koran und Tora. Schon Abhandlungen der griechischen Philosophen, darunter auch Platon und Aristotoles, postulierten in unterschiedlichen Formen die Existenz eines Schöpfergottes.
Im Folgenden sind einige der populärsten Richtungen des Kreationismus vorgestellt:

Kurzzeitkreationismus

Anhänger des Kurzzeitkreationismus, auch als Junge-Erde-Kreationismus bekannt, glauben an eine Schöpfung von Erde und Mensch, die zeitlich maximal 10.000 Jahre zurückliegt. Sie stützen sich in ihrem Glauben auf den Inhalt des 1. Buch Mose (Genesis). Dabei werden die Aussagen über die Schöpfung wortwörtlich interpretiert: Gott erschuf Erde und Mensch in sechs Tagen.
In wissenschaftlichen Widerspruch gerät die Vorstellung der jungen Erde insbesondere hinsichtlich radiometrischer Datierungsmethoden, mit deren Hilfe organisches Material zeitlich eingeordnet werden kann. Auch das Aussterben der Dinosaurier wird von Kurzzeitkreationisten wissenschaftlich problematisch erklärt, nämlich durch die große Sintflut. Demnach lebten Menschen und Dinosaurier sogar nebeneinander. Paläontologische Funde können diese Annahmen eindeutig nicht stützen, denn Fossilien von Dinosauriern und des Homo Sapiens wurden nie in der selben Gesteinsschicht vorgefunden.

Langzeitkreationismus

Im Gegensatz zum Kurzzeitkreationismus erkennen Anhänger des Langzeitkreationismus die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Paläontologie und archäologischer Altersbestimmung weitgehendst an. Die Erde ist im Rahmen dieses Glaubens also durchaus mehrere Millionen Jahre alt. Wie dann das Leben durch einen Schöpfer entstanden ist, wird auf verschiedenste Weisen angenommen:
Nach der Konkordanzhypothese wird die sechs-Tage-dauernde Schöpfung aus Genesis nicht wortwörtlich interpretiert, sondern für die einzelnen Tage ein Zeitraum von vielen Millionen Jahren veranschlagt. Dagegen gehen Anhänger der Lückentheorie von einer Schöpfung auf einer bereits geologisch alten Erde aus. Zwischen dem ersten Tag, an dem Gott die Erde erschuf, und dem sechsten Tag, an dem Gott den Menschen erschuf, liegen also mehrere Milliarden Jahre.
Die komplexeste Theorie unter Langzeitkreationisten stellt die Schöpfung auf Raten dar. Hierbei wird angenommen, das Gott über den gesamten Zeitraum immer wieder schubweise in die Schöpfung eingreift. Arten sterben aus und werden von Gott mittels einer neuen Schöpfung durch wiederum andere Arten ersetzt.
All diese Ansichten haben eines gemeinsam: Sie versuchen die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Geologie und Paläontologie miteinzubeziehen, um so das Alter der Erde (4,5 Milliarden Jahre) mit der Schöpfungsgeschichte zu vereinbaren. Problematisch erscheint hierbei im speziellen das viele wissenschaftliche Erkenntnisse, u.a. die Entwicklung von Lebewesen, von den Langzeitkreationisten einfach "umbaut" bzw. "eingebaut" werden. Alle Lebewesen sind gewissermaßen durch einen von Gott gegebenen Determinismus unveränderlich gegeben.

Neo-Kreationismus

Zum Neo-Kreationismus zählt insbesondere die Auffassung vom intelligenten Design (engl. intelligent design). Im Kern geht es um die Annahme, das alle Lebewesen von einem intelligenten Designer "entworfen" sein müssen, weil sie in ihrem Auftreten zu komplex sind, als dass sie sich durch die Evolution hätten entwickeln können.
Als Hauptargument dient in der Regel die sogenannte nichtreduzierbare Komplexität der Organe. Es wird argumentiert, dass sich bestimmte Organe nicht ohne zutun einer höheren Macht hätten entwickeln können, da einerseits die einzelnen Komponenten nicht auf weniger entwickelte Organe reduzierbar seien (z.B. das Flagellum bei Bakterien), und andererseits das Zusammenspiel der Einzelkomponenten (z.B. beim Auge des Menschen) ein in sich geschlossenes System darstellen. Doch diese Denkweise entpuppt sich als falsch: Denn innerhalb der Evolution entstehen komplexe Systeme (wie das Auge) nicht von selbst, sondern sie entwickeln sich aus Teilkomponenten, die zuvor eine andere Funktion inne hatten, was sowohl auf das Flagellum, als auch auf das Auge zutrifft.
Wegen der Annahme eines übernatürlichen Wesens gilt das Konzept des Intelligent Designs als Pseudowissenschaft. Eine wissenschaftliche Prüfung der Argumente ist nicht möglich.

Zusammenfassung

  • Der Kreationismus (lat. creatio = Schöpfung) umfasst mehrere verschiedene Glaubensrichtungen, die das Leben auf der Erde auf die Existenz eines schöpfendenden Gottes zurückführen.