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Biografie und Lebenslauf von Sigmund Freud

Steckbrief & Allgemeine Informationen

Sigmund Freud Name: Sigmund Freud
Geburt: 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren
Tod: 23. September 1939 in London
Erreichtes Lebensalter: 83 Jahre
Eltern: Jacob Freud, Amalia Nathansohn Freud
Nationalität: Österreich
Ausbildung: Universität Wien
Beruf: Mediziner
Fachbereich: Neurologie, Psychologie
Werke: u.a. Studien über Hysterie (1895), Die Traumdeutung (1900), Das Ich und das Es (1923)
Familie: Martha Bernays (verh. 1886–1939); sechs Kinder
Einflüsse: Josef Breuer, Jean-Martin Charcot, Friedrich Nietzsche

Der Freud’sche Versprecher, der Ödipus-Komplex, der Sexualtrieb als zentrale Motivation menschlicher Handlungen – der berühmte Psychoanalytiker Sigmund Freud definierte das Unbewusste als wesentliches Element der Psychologie und schuf damit die Grundzüge der modernen Psychoanalyse.

Kurzbiografie:

Kindheit und Ausbildung:
Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856 als Sohn eines wohlhabenden Textilkaufmanns in eine jüdische Familie im heutigen Pribor, Tschechien geboren. Seinen ursprünglichen Namen Sigismund Schlomo, den er als Kind und Jugendlicher hasste, änderte er im Jahre 1877 und nannte sich ab diesem Zeitpunkt Sigmund. Seine Eltern legten keinerlei Wert auf eine religiöse Erziehung, weshalb Sigmund Freud sich immer als Atheist bezeichnete, der sich aber dennoch immer der jüdischen Kultur und Identität zugehörig fühlte. Als er vier Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Wien. Dort besuchte Sigmund Freud zunächst das Communal-Realgymnasium im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt. Schon während seiner Schulzeit zeigte Freud ein ausgeprägtes Interesse an Medizin, las die Werke berühmter Naturwissenschaftler und besuchte Vorträge bedeutender Philosophen seiner Zeit, darunter Franz von Brentano.
Nachdem er am Gymnasium als ausgezeichneter Schüler seine Matura (österreichisch für Abitur) abgelegt hatte, nahm er an der Universität Wien im Jahr 1873 das Medizinstudium auf. Während seiner Ausbildung absolvierte er einen einjährigen Militärdienst und promovierte schließlich im Jahr 1881 zum Doktor der Medizin. Während seines Studiums konzentrierte er sich vor allem auf das Fachgebiet der Zoologie und forschte intensiv an den Geschlechtsdrüsen von Fischen, insbesondere von Aalen. Daher behandelte er auch in seiner Dissertation mit dem Titel "Über das Rückenmark niederer Fischarten" ein zoologisches Thema.

Akademische Laufbahn und wissenschaftliche Errungenschaften:
Noch während seines Studiums arbeitete Sigmund Freud im physiologischen Labor unter der Leitung von Ernst Wilhelm Ritter von Brücke und führte unter Anleitung des Psychiaters und Neuropathologen Theodor Meynert erste Untersuchungen durch. Ein Jahr nach seinem akademischen Abschluss nahm er eine Stelle im Wiener Allgemeinen Krankenhaus auf, wo er mehrere Jahre im Labor für Gehirnanatomie forschte. Im Zuge dieser Tätigkeit stellte er erste pharmakologische Untersuchungen mit Kokain an, die im weiteren Verlauf zur Entdeckung der schmerzstillenden Wirkung dieser Substanz in Verbindung mit der Lokalanästhesie führten. Allerdings verursachte er in dieser Zeit auch die Kokainsucht seines Freundes Ernst von Fleischl und verwendete die Droge zur Behandlung von harmlosen Entzündungen.
Im Jahr 1885 habilitierte Sigmund Freud am Institut für Neuropathologie an der Universität Wien und begann, als Privatdozent zu unterrichten. Im selben Jahr führte ihn eine Studienreise nach Paris, wo er zwei Jahre lang an der berühmten Nervenklinik Salpêtrière die Arbeit des Psychiater Jean-Martin Charcot beobachtete, der an der dortigen Frauenklinik vermeintlich hysterische Patientinnen mittels Suggestion und Hypnose erfolgreich behandelte. Nach seiner Rückkehr ließ er sich im Jahr 1886 endgültig in Wien nieder, heiratete und eröffnete seine Privatpraxis für Nervenheilkunde, da ihm an der Wiener Universität keine Anstellung als ordentlicher Professor angeboten wurde. Ein Jahr lang arbeitete er auch als Leiter der neurologischen Abteilung im Wiener Öffentlichen Kinder-Krankenhaus.
Im Jahr 1891 bezog er mit seiner Familie das Haus in der Berggasse 19, das bis zu seiner Emigration seine Wohn- und Arbeitsadresse bleiben sollte. In seiner Praxis beschäftigte sich Sigmund Freud zunächst mit den Verfahren seines Kollegen Josef Breuer, den er schon Jahr zuvor kennengelernt hatte. Breuer hatte bereits den Grundstein für die Psychoanalyse gelegt, als er ab dem Jahr 1880 den berühmten Fall der als Anna O. bekannten Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim betreute. Bald distanzierte sich Sigmund Freud bei der Behandlung seiner Patienten jedoch von der Hypnose und wandte sich der Technik der freien Assoziation zu, um verdrängte oder vergessene Kindheitserlebnisse ins Bewusstsein zu rufen und daran die Ursache der psychischen Erkrankungen zu definieren. Im Jahr 1895 veröffentlichte Sigmund Freud in Zusammenarbeit mit Josef Breuer seine "Studie über Hysterie", in der er sich die beiden Mediziner mit den Erkenntnissen des russischen Kollegen Iwan Petrowitsch Pawlows in Bezug auf hysterische Reflexe auseinandersetzten und als Ursachen Störungen des Sexualtriebs beschrieben. Die nächsten Jahre beschäftigte sich Freud anhand der Selbstanalyse und der Behandlung seiner Patienten intensiv mit der Traumdeutung und publizierte seine Erkenntnisse und Beobachtungen schließlich in der Schrift "Die Traumdeutung". Diese Werk enthielt bereits die Grundelemente seiner Psychoanalyse. Darauf folgte im Jahr 1901 die "Psychopathologie des Alltagslebens", in der sich der Arzt mit dem Freud’schen Versprecher und anderen von ihm als Fehlleistungen bezeichneten unbeabsichtigten verbalen Äußerungen und Handlungen auseinandersetzte.

Erst im Jahr 1902 wurde Sigmund Freud, wie er es zwei Jahrzehnte lang gehofft hatte, zum ordentlichen Professor der Psychopathologie an der Universität Wien ernannt, zu einer Zeit, als seine Publikationen und Ideen zur Psychoanalyse zunehmend Anerkennung in Fachkreisen erfuhren. Zur selben Zeit gründete er mit seinen Kollegen die "Psychologische Mittwochs-Vereinigung" und begann, in seiner Wohnung Fachdiskussionen über seine Erkenntnisse abzuhalten. Im Jahr 1905 erschien mit "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" jene Schrift, in der Sigmund Freud erstmals erotisch motivierte Handlungen von Kleinkindern erläuterte und den Sexualtrieb als Grundelement des menschlichen Verhaltens definierte. Er begann eine intensive Reisetätigkeit, die ihn unter anderem in die Vereinigten Staaten führte. Dort hielt er eine Reihe von Vorlesungen, die in Fachkreisen hohe Beachtung fanden. Im Jahr 1910 gründete er die "Internationale Psychoanalytische Vereinigung", deren Präsidentschaft an Carl Gustav Jung ging. Die freundschaftlichen Beziehungen zu C. G. Jung gingen jedoch 1913 zu Ende. Nach dem Ersten Weltkrieg erlaubte ihm die Erbschaft eines verstorbenen Förderers, seinen eigenen Verlag, den "Internationalen Psychoanalytischen Verlag" zu gründen.
In den frühen Zwanzigerjahren erkrankte der starke Raucher an Krebs im Mundraum und musste sich in den folgenden Jahren wiederholt chirurgischen Eingriffen unterziehen. Im Zuge einer Operation wurde ihm der rechte Kiefer entfernt und durch eine Prothese ersetzt. Die späten Zwanzigerjahre und frühen Dreißigerjahre waren zunehmend von politischen Anfeindungen gekennzeichnet. Im Jahr 1933 wurden seine Schriften von den Nationalsozialisten verbrannt. Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges emigrierte Freud mit seiner Familie nach London, wo er seine psychoanalytische Tätigkeit weiter ausführte und am 23. September 1939 seinem Krebsleiden erlag.

Privates:
Im Jahr 1886 heiratete Freud nach vier Jahren Verlobungszeit Martha Bernay, die die Mutter seiner sechs Kinder wurde. Der Arzt wurde von einigen Biographen als kalter und distanzierter Vater beschrieben, der vor allem zu seinen Söhnen keine enge Bindung aufbauen konnte. Mit seiner 1895 geborenen jüngsten Tochter Anna Freud, die sich ebenfalls als Psychoanalytikerin einen Namen machte und ihn nach London begleitete, soll er jedoch in einem liebevollen und respektvollen Verhältnis gestanden haben.
Auch wenn die Arbeit Sigmund Freuds zu seinen Lebzeiten wiederholt auf Ablehnung vonseiten der Kollegen stieß und ihm eine ordentliche Professur an der Universität Wien aufgrund seiner unkonventionellen, bisweilen unwissenschaftlichen Herangehensweise viele Jahrzehnte lang versagt blieb, sind seine Errungenschaften für die moderne Psychologie heute nicht zu leugnen. Zwar gelten viele seiner Studien zu Sexualität und Hysterie heute als antiquiert, dennoch ebnete Freud den Weg zu einer Analyse der menschlichen Seele anhand verdrängter Erlebnisse und unbewusster Verhaltensmuster und ermöglichte damit eine Therapeutik, die bis heute in Form der Tiefenpsychologie ständig weiterentwickelt wird.

Lebenslauf:

1856: Sigmund Freud wird am 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren geboren.
1860: Die Familie siedelt nach Wien über.
1873 - 1881: Studium der Medizin in Wien mit anschließender Promotion.
1882 - 1885: Freud experimentiert mit der bis dahin noch weitgehend unbekannten Droge Kokain.
1885: Habilitation am Institut für Neuropathologie an der Universität Wien.
1885: Freud besucht das Hôpital de la Salpêtrière, an der Jean-Martin Charcot lehrt und praktiziert.
1886 - 1939: Heirat mit Martha Bernays. Aus der Ehe gehen sechs Kinder hervor, darunter Anna Freud.
1891: Freud zieht mitsamt Familie in die Berggasse 19 (Wien), fortan sein Lebens- & Arbeitsmittelpunkt.
1895: Die Abhandlung "Studien über Hysterie" in Zusammenarbeit mit Josef Breuer erscheint.
1900: Veröffentlichung von "Die Traumdeutung".
1902: Ernennung zum Professor für Psychopathologie an der Universität Wien.
1905: "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" wird veröffentlicht.
1910: Gründung der "Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung".
1913: Es kommt zum Bruch zwischen Freud und Carl Gustav Jung.
1922: Freud erkrankt an Gaumenkrebs. In der Folge muss er sich zeitlebens Operationen unterziehen.
1923: Veröffentlichung von "Das Ich und das Es" zum Strukturmodell der Psyche.
1930: "Das Unbehagen in der Kultur" erscheint.
1938: Flucht vor dem NS-Regime. Über Paris emigriert Freud mitsamt Familie nach London.
1939: Sigmund Freud stirbt am 23. September 1939, im Alter von 83 Jahren, in London.

Empfehlenswerte Literatur zu Sigmund Freud: