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Steckbrief & Allgemeine Informationen
Name: René Descartes
Geburt: 31. März 1596 in La Haye en Touraine
Tod: 11. Februar 1650 in Stockholm
Erreichtes Lebensalter: 53 Jahre
Eltern: Joachim Descartes, Jeanne Brochard
Nationalität: Frankreich
Ausbildung: Universität Poitiers
Beruf: Mathematiker, Philosoph, Naturwissenschaftler
Werke: u.a. Discours de la méthode (1637), Les Passions de l’âme (1649), De homine (1662)
Familie: Beziehung zu Helena Jans van der Strom; ein Kind
Auszeichnungen: /
Einflüsse: Thomas von Aquin, Aristoteles, Platon, Seneca
"Cogito ergo sum" – "ich denke, also bis ich" ging als der wichtigste Leitsatz eines intellektuellen Selbstbewusstseins in die Geschichte ein. Er stammt aus der Feder des
berühmten Philosophen und Naturwissenschaftlers René Decartes, der als erster Wissenschaftler die Befreiung vom Dogmatismus und die Notwendigkeit eines selbstbestimmten
rationalen Denkens propagierte. Dafür wurde er in seinem Leben oft angefeindet. Auch wenn seine Schriften nach seinem Tod von der Kirche zeitweilig verboten wurden, haben sie
die moderne Philosophie nachhaltig geprägt und bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
Kurzbiografie:
Kindheit und Ausbildung:
René Descartes wurde am 31. März 1596 in eine adelige Familie in La Haye en Tourraine geboren. Sein Vater hatte eine hohe Beamtenposition als Jurist in Rennes inne. Etwa ein Jahr nach
seiner Geburt verstarb die Mutter, woraufhin er in das Haus seiner Großmutter übersiedelte und dort von einer Amme aufgezogen wurde. Im Jahr 1604 begann er seine Schulausbildung im
Internat der Jesuitenschule von La Flèche, die er acht Jahre lang besuchte. Dort erhielt René Descartes eine klassische, humanistisch geprägte Ausbildung, erlernte jedoch auch die
wichtigsten Grundkenntnisse der Mathematik. Darüber hinaus kam er mit der Scholastik in Berührung, was seine spätere berufliche Laufbahn maßgeblich prägte. Nach dem Schulabschluss
ging er nach Poitiers, nahm an der dortigen Universität das Jurastudium auf und besuchte auch Vorlesungen in den Fächern Philosophie, Medizin und Mathematik. Zwei Jahre später, im
Jahr 1617, nachdem er in Poitier sein Schlussexamen als Jurist abgelegt hatte, ging René Descartes nach Paris. Während seiner Zeit in Paris befand er sich in regem Kontakt zu
verschiedenen Intellektuellen, darunter auch zu seinem Freund Marin Mersenne, einem bedeutenden Mathematiker und Theologen.
Wissenschaftliche Errungenschaften:
Nach seiner akademischen Ausbildung entschied er sich gegen eine Karriere in der Rechtsprechung und trat in den Militärdienst von Nassau und Bayern ein. In den nächsten Jahren
lernte er als Soldat viele europäische Länder kennen und diente während des Dreißigjährigen Krieges unter Johann Tserclaes von Tilly. Während seiner
Zeit beim Militär befasste sich René Descartes intensiv mit verschiedenen naturwissenschaftlichen Schriften. In Prag und Deutschland besichtigte er die Arbeitsstätten berühmter
Wissenschaftler unterschiedlicher Fachgebiete, was in ihm die Idee einer Universalforschung zum Verständnis aller Dinge weckte. Damit begründete René Descartes seine Philosophie,
die später als Beginn des Rationalismus gelten sollte.
1621 beendete er seinen militärischen Dienst, setzte seine Reisetätigkeit, die in in Jahren zuvor in unterschiedliche Länder geführt hatte, jedoch noch einige Zeit lang fort. Im
Jahr 1629 ließ er sich schließlich in Holland nieder, wo er aufgrund des liberalen geistigen Klimas die ideale intellektuelle Atmosphäre fand, um sich auf seine philosophischen
Gedanken und deren Niederschrift zu konzentrieren. Im Jahr 1634 entschied er sich gegen die Veröffentlichung seiner physikalischen Abhandlung "Le monde", nachdem er zuvor das
Leben und Wirken Galileo Galileis intensiv studiert hatte. Da im Jahr 1633 der Prozess gegen Galilei mit dessen Verurteilung aufgrund seiner
geistigen Überzeugungen geendet hatte, war ihm die Publikation von "Le monde" zu riskant. Er konzentrierte sich stattdessen auf seine philosophischen Gedanken, die er in den
nächsten Jahren weiterentwickelte. Er blieb in den Niederlanden, bis er von Königin Christine von Schweden im Jahr 1649 eingeladen wurde, nach Stockholm zu gehen. In Holland
verfasste er, zurückgezogen lebend und oft die Wohnstätten wechselnd, seine wichtigsten philosophischen Werke. Im Zentrum seiner Arbeit stand die Entwicklung einer Methode, um
zu wahrem und unverfälschtem Wissen zu gelangen. Dafür stellte er er vier Grundregeln auf, deren Grundzüge bereits in seinem 1637 anonym publizierten Werk "Discours de la méthode
pour bien conduire sa raison et chercher la vérité", zu Deutsch "Abhandlungen über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung" beschrieben
und später in einer posthum veröffentlichten Version aufgeführt sind. Die Grundregeln zum Erlangen des wahren Wissens, die René Descartes vertrat, beinhalteten eine systematische
und rationale Vorgehensweise, um jeden Gegenstand eingehend auf Wahrheitsgehalt und Vollständigkeit zu überprüfen. Sie entsprangen dem mathematischen Denken des Philosophen und
umfassten die Skepsis, Analyse, Konstruktion und Rekursion, um eine auf Fakten basierende Vollständigkeit des Gegenstandes erfassen zu können. In den "Abhandlungen über die Methode"
ist vor allem der berühmte Satz "je pense, donc je suis" – "ich denke, also bis ich" von Bedeutung. Im Zentrum seiner Methode stand der grundsätzliche Zweifel an allen allgemeingültigen
Meinungen und Sinneserkenntnissen. "Discours de la méthode" wurde zu seinem bedeutendsten Werk, das unzählige Denker der nächsten Generationen inspirierte und sowohl die Erkenntnistheorie
und Ethik, als auch die Metaphysik und die Physik als zwar durch den Schöpfergott vorgegebene, aber gleichzeitig durch rational erfassbare Gesetzmäßigkeiten geregelte Wissenschaften
enthielt.
Ein weiteres wichtiges Werk, die "Meditationes de prima philosophia, in quibus Die existentia et animae humanae a corpore distinctio demonstratur", zu Deutsch "Meditationen über die
Erste Philosophie, in der die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele bewiesen wird", erschien im Jahr 1641 zunächst in lateinischer Sprache in Paris, wie auch drei Jahre
später die "Grundlagen der Philosophie". Seine Publikationen verursachten teilweise heftige Reaktionen vonseiten der führenden holländischen Theologen, die René Descartes mehrmals
dazu bewegten, seine Wahlheimat zu verlassen und in sein Geburtsland Frankreich zurückzukehren. Ein Kritikpunkt der Theologen war die Tatsache, dass seine Philosophie den Grundsatz
vertrat, Gott sei ungeschaffen und existiere als Idee, während Substanz und menschliches rationales Vernunftdenken einer geschaffenen Materie gleichkämen.
Im Jahr 1649 folgte er der Einladung der jungen schwedischen Königin, mit der er bereits eine intensive briefliche Korrespondenz geführt hatte. Stockholm sollte seine letzte Heimat
werden, denn hier verstarb René Descartes am 11. Februar 1650 an einer Lungenentzündung. Posthum erschienen seine Schriften "De homine" sowie "Traité de las lumière ou le monde" als
neuer Titel seines zu Lebzeiten zurückgehaltenen Werkes "Le monde".
Privates:
Während er in Holland zurückgezogen lebte, begann er ein Verhältnis mit seinem Dienstmädchen Helena Jans von der Strom, aus der im Jahr 1634 seine einzige Tochter Francine
hervorging. Auch wenn er über das Leben mit seiner Tochter kaum persönliche Erfahrungen aufschrieb, inspirierte deren Geburt offensichtlich seine Schrift "Über den Menschen und
die Entstehung der Leibesfrucht". Das Mädchen verstarb im Alter von nur fünf Jahren im Jahr 1640 an Scharlach, ein Umstand, an dem René Descartes als liebevoller Vater den Rest
seines Lebens erheblich litt. Der Tod seiner Tochter inspirierte Descartes, sich mit dem Leben nach dem Tod intensiv auseinanderzusetzen. Über die Mutter von Francine existieren
kaum Aufzeichnungen, was vermuten lässt, dass es sich bei der Beziehung nur um eine flüchtige Affäre gehandelt hat.
Noch lange nach seinem Tod sorgten die Schriften Descartes für zahlreiche Diskussionen und Kontroversen. Seine Werke wurden nicht nur von Rom auf die Liste der verbotenen Bücher
gesetzt, sondern durften in Frankreich auch in Schulen zeitweise nicht gelehrt werden. Langfristig hat die wissenschaftliche Arbeit Descartes jedoch die moderne Philosophie begründet
und wurde von zahlreichen bedeutenden Philosophen wie Hegel, Nietzsche, Heidegger, Russell oder Wittgenstein intensiv diskutiert und weiterentwickelt. Auch die analytische Geometrie,
also die Möglichkeit einer Berechnung von geometrischen Fragestellungen geht auf ihn zurück. Damit ist Descartes nicht nur als Wegbereiter der modernen Philosophie bedeutsam, sondern
auch als visionärer Mathematiker.
Lebenslauf:
1596: René Descartes wird am 31. März 1596 in La Haye en Touraine (Frankreich) geboren.
1597: Seine Mutter verstirbt bei der Geburt ihres letzten Kindes. Großmutter und Amme ziehen ihn auf.
1604 - 1612: Besuch der Jesuitenschule in La Flèche.
1613 - 1617: Studium der Rechtswissenschaften in Poitiers.
1616: Freiwillige Verpflichtung als Soldat unter Moritz von Nassau.
1619: Soldat unter Maximilian von Bayern mit Beteiligung am Dreißigjährigen Krieg.
1629: Descartes lässt sich in den Niederlanden nieder.
1634: Aus dem Verhältnis mit dem Dienstmädchen Helena von der Strom geht eine Tochter hervor.
1634: Verzicht auf eine Veröffentlichung seines Werkes "Le monde", aus Angst vor der Inquisition.
1637: Descartes veröffentlicht anonym sein Werk "Discours de la méthode".
1640: Seine Tochter Francine stirbt an Scharlach.
1649: Auf Einladung von Christina von Schweden reist er nach Stockholm.
1650: René Descartes stirbt am 11. Februar 1650 in Stockholm (Schweden).
Empfehlenswerte Literatur zu René Descartes: