Biologie-Schule.de
Das Nachschlagewerk für Biologie
Steckbrief & Allgemeine Informationen
Name: Konrad Lorenz
Geburt: 7. November 1903 in Wien
Tod: 27. Februar 1989 in Wien
Erreichtes Lebensalter: 85 Jahre
Eltern: Adolf Lorenz, Emma Maria Lorenz (geb. Lecher)
Nationalität: Österreich
Ausbildung: Universität Wien
Beruf: Mediziner, Biologe
Fachbereich: Ethologie, Zoologie
Bekanntestes Werk: Die Rückseite des Spiegels (1973)
Familie: Margarethe Gebhardt (verh. 1927-?); drei Kinder
Auszeichnungen: Nobelpreis für Physiologie oder Medizin (1973)
Einflüsse: Karl Popper
Konrad Lorenz gilt als einer der wichtigsten Verhaltensforscher des 20. Jahrhunderts und ist heute jedem Schüler aufgrund seiner intensiven Arbeit mit den Graugänsen bekannt.
In der Biographie des österreichischen Nobelpreisträgers sind aber auch Schattenseiten zu erkennen – Konrad Lorenz war bekennender Nationalsozialist, der das rechte Gedankengut
seines Vaters übernahm und daraus nie ein Geheimnis machte. Dennoch ist es vor allem seiner unermüdlichen Forschungsarbeit zu verdanken, dass die Psychologie der Tiere heute auf
internationaler Ebene eine wesentliche Rolle innerhalb der Verhaltensbiologie einnimmt.
Kurzbiografie:
Kindheit und Ausbildung:
Konrad Lorenz wurde am 7. November 1903 als jüngerer von zwei Söhnen eines renommierten Facharztes für Orthopädie geboren und wuchs in Wien auf. Seine Eltern waren zum Zeitpunkt
seiner Geburt schon sehr alt. Bruder Albert, der später in die Fußstapfen seines Vaters trat und ebenfalls Orthopäde wurde, war achtzehn Jahre älter als Konrad Lorenz. Dieser
genoss eine privilegierte Kindheit und wuchs in gehobenen und vermögenden Verhältnissen in der Nähe von Wien auf. Nach der Volksschule wurde er am renommierten Wiener Schottengymnasium
aufgenommen, wo er im Jahr 1921 seine Ausbildung mit der Matura (österreichisch für Abitur) und mit Auszeichnung abschloss.
Auf Wunsch seines Vaters nahm auch Konrad Lorenz wie sein älterer Bruder das Studium der Medizin auf, das ihn zunächst nach New York an die Columbia University führte. Sein Vater
Adolf Lorenz, der heute als Begründer der Orthopädie gilt, durch seinen hervorragenden Ruf als Arzt auch in den Vereinigten Staaten Kontakte zu hohen Politikern pflegte und sogar im
Weißen Haus von Präsident Roosevelt wiederholt empfangen wurde, hatte seinem Sohn das Studium an der Premedical School ermöglicht. Konrad Lorenz blieb jedoch nur ein Jahr in New York
und schloss sein Studium im Jahr 1928 an der Wiener Universität mit dem Doktorat der Medizin ab. Direkt im Anschluss studierte Konrad Lorenz auch Zoologie und promovierte im Jahr 1933
mit dem Dr. phil. Während seines zweiten Studiums war er als Assistenzprofessor am Wiener Anatomischen Institut tätig und habilitierte dort im Jahr 1937.
Akademische Laufbahn und wissenschaftliche Errungenschaften:
Im Jahr seiner Habilitation nahm Konrad Lorenz seine Tätigkeit als Dozent für Vergleichende Tierpsychologie und Anatomie auf und veröffentlichte seine erste bedeutende Arbeit unter dem
Titel "Über den Begriff der Instinkthandlung", die noch heute als Meilenstein der modernen Verhaltensforschung rezipiert wird. Im Laufe seiner Karriere trat der Mediziner Konrad Lorenz
überwiegend als Zoologe und Psychologe in Erscheinung und gilt bis heute als einer der Begründer der modernen vergleichenden Verhaltensforschung bei Menschen und Tieren. Er war mit seinem
niederländischen Kollegen Nikolaas Tinbergen, der als Professor in Oxford tätig war, wesentlich an der Begründung des Faches Ethologie beteiligt. Im Jahr 1973 erhielt er zusammen mit
Tinbergen und dem österreichischen Zoologen Karl von Frisch für seine wissenschaftlichen Errungenschaften den Nobelpreis.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem Anschluss Österreichs begann seine überaus erfolgreiche akademische Karriere im deutschsprachigen Raum. Seiner Mitgliedschaft in der
NSDAP hat Konrad Lorenz seine Position als ordentlicher Professor der Psychologie und Leiter des Psychologieinstitutes an der Universität Königsberg zu verdanken. Im Jahr 1941 wurde er
für drei Jahre zum Kriegsdienst als Heerespsychiater einberufen und kehrte nach vier Jahren russischer Gefangenschaft 1948 in seinen Geburtsort Altenberg zurück, wo er bereits im Jahr
darauf auf seinem Gutshof eine Forschungsstation einrichtete. Diese führte er bis zum Jahr 1951, als er trotz seiner offensichtlichen nationalsozialistischen Gesinnung zum Direktor des
Max-Planck-Institutes für Verhaltenspsychologie berufen wurde. Diese Tätigkeit führte ihn zunächst nach Westfalen und später nach Seewiesen in Bayern. Im Jahr 1957 wurde er zudem von der
Universität München zum Honorarprofessor der Zoologie ernannt. Sein im Jahr 1983 verliehener Ehrendoktor der Universität Salzburg wurde ihm aufgrund seiner nationalsozialistischen Gesinnung
posthum aberkannt.
Nach der Verleihung des Nobelpreises kehrte Konrad Lorenz zurück nach Österreich, wo ihm in Grünau die Leitung des Instituts für Tierpsychologie an der Akademie der Wissenschaften übertragen
wurde. Im Jahr 1982 übernahm er die Abteilung für Ethologie am Konrad-Lorenz-Institut seines Heimatortes Altenberg.
Während seiner jahrzehntelangen akademischen Karriere veröffentlichte Konrad Lorenz zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen über das Verhalten der Tiere, das er im Zuge seiner
Forschungsarbeit intensiv studiert hatte. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er durch seine medienwirksamen Experimente mit Graugänsen am Starnberger See bekannt. Dort lebte er in
Seewiesen eng mit den Graugänsen zusammen und gab ihnen teilweise sogar Namen, was ihm den öffentlichen Titel des "Vaters der Graugänse" einbrachte. Im Jahr 1963 trat er erstmals als
Bestsellerautor in Erscheinung, als sein Buch "Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression" erschien. Seine Nachfolgewerke "Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer
Naturgeschichte des menschlichen Erkennens" und "Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit" wurden ebenfalls Beststeller. In den frühen Siebzigerjahren begann Konrad Lorenz,
sich immer stärker für Umweltthemen zu interessieren und sich aufgrund seiner Bekanntheit äußerst medienwirksam gegen Atomkraft zu engagieren. Er war mit daran beteiligt, dass sich
die Bevölkerung Österreichs im Zuge einer Volksabstimmung des Jahres 1978 mit knapper Mehrheit gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf entschied. Bis zu seinem Tod
zeigte er ein unermüdliches Engagement für den Umweltschutz. Er erlag schließlich einem Nierenversagen und starb am 27. Februar 1989 in einem Krankenhaus in Wien. Eine Woche später
wurde er in St. Andrä-Wördern im Familiengrab beigesetzt.
Privates:
Noch während seines Studiums heiratete Konrad Lorenz Margarethe Gebhardt, die er bereits aus frühen Kindheitstagen kannte. Seine Frau studierte zum Zeitpunkt der Heirat ebenfalls
Medizin und ermöglichte ihrem Mann später durch ihre berufliche Tätigkeit und ihr Einkommen als Ärztin, sich bis in die frühen Fünfzigerjahre ausschließlich auf seine wissenschaftlichen
Studien konzentrieren zu können. Aus der Ehe mit Margarethe Gebhardt gingen drei Kinder, zwei Töchter und ein Sohn hervor.
Konrad Lorenz war ein Anhänger des nationalsozialistischen Gedankengutes. Seine politische Gesinnung, die er von seinem Vater übernommen hatte sowie sein Engagement in der NSDAP
trugen maßgeblich zu seiner beispiellosen akademischen Karriere bei. Schon Adolf Lorenz bekannte sich im frühen 20. Jahrhundert schriftlich zu seiner Einstellung, geistig Behinderte,
Alkoholiker und sozial Benachteiligte sollten zwangssterilisiert, frühgeborene Babys nicht medizinisch versorgt werden. Auch Konrad Lorenz propagierte die Erbgesundheit und sprach sich
während der NS-Zeit wiederholt für den "Gnadentod" für Kranke und Schwache aus. Solche Aussagen vonseiten des bedeutenden Wissenschaftlers und dessen Mitgliedschaft in der NSDAP wurden in
der Vergangenheit von einigen Biographen als typische Erscheinung der Zeit verharmlost. Nach der Jahrtausendwende wurden jedoch immer mehr Dokumente veröffentlicht, die Konrad Lorenz
tatsächlich als überzeugten Nationalsozialisten entlarvten.
Dennoch sind seine Errungenschaften für die moderne Wissenschaft enorm wertvoll. Er war einer der ersten Zoologen, die sich intensiv mit der Psychologie der Tiere auseinandersetzten
und damit die Ethologie oder Verhaltensbiologie, wie sie heute gelehrt wird, maßgeblich prägten. Auch in Bezug auf den Menschen und die Analyse seiner Verhaltensmuster steuerte Konrad
Lorenz wertvolle Erkenntnisse bei, die er auch einer breiten Leserschaft verständlich vermitteln konnte. Durch sein unermüdliches Engagement für den Umweltschutz und vor allem gegen
Atomkraft wurde er in seinen späteren Lebensjahren zu einer der wichtigsten öffentlichen Figuren der Grünen-Bewegung im deutschsprachigen Raum.
Lebenslauf:
1903: Konrad Lorenz wird am 7. November 1903 in Wien geboren.
1921: Matura am Wiener Schottengymnasium.
1922 - 1923: Studium der Medizin in New York.
1923 - 1928: Studium der Medizin in Wien.
1927: Heirat mit Margarethe Gebhardt. Aus dieser Beziehung gehen drei Kinder hervor.
1928: Promotion zum Doktor der Medizin.
1936: Habilitation an der Universität Wien.
1937: Beginn der Forschung mit Graugänsen.
1938: Eintritt in die NSDAP.
1940 - 1941: Professor für Psychologie an der Universität Königsberg.
1941 - 1944: Lorenz wird vom Militär eingezogen und arbeitet als Psychiater und Neurologe in Posen.
1944 - 1948: Sowjetische Kriegsgefangenschaft.
ab 1957: Honorarprofessor für Zoologie an der Universität München.
1961 - 1973: Direkter des Max-Planck-Institutes für Verhaltenspsychologie.
1963: Sein Werk "Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression" erscheint.
1973: Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
1973: Sein Werk "Die Rückseite des Spiegels" erscheint.
1989: Konrad Lorenz stirbt am 27. Februar 1989 in Wien.
Empfehlenswerte Literatur zu Konrad Lorenz: