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Katastrophentheorie von Georg Cuvier

Georges de Cuvier (* 23. August 1769, † 13. Mai 1832)

Georges de Cuvier wurde 1769 als Sohn eines Offiziers und einer Hausfrau in der ostfranzösischen Stadt Montbéliard geboren. Schon früh begann er sich für botanische- und zoologische Themen zu interessieren, studierte aber dennoch in Stuttgart mit juristischem und wirtschaftlichem Schwerpunkt. Während seiner langjährigen Zeit als Privatlehrer intensivierte er seine Arbeit mit biologischen Themen, insbesondere der vergleichenden Anatomie von marinen Lebewesen. Mit mehreren wissenschaftlichen Abhandlungen erarbeitete sich Cuvier auch ohne biologisches Studium ein hohes Ansehen in Frankreich. 1800 wurde er zum Professor der Zoologie ernannt. Durch seine akribische und genaue Forschung in Bezug auf die Ausgrabung fossiler Lebewesen und ihrer zeitlichen Einordnung (Stratigraphie) gilt Cuvier heute als Begründer der Paläontologie.

Cuvier prägte die sogenannte Kataklysmentheorie (griech. kataklysmos = Überschwemmungstheorie), die auch als Katastrophentheorie bekannt ist. Bei seinen geologischen Ausgrabungen in Frankreich stieß er auf zahlreiche Fossilien. Je älter die Funde waren, desto mehr unterschieden sie sich von den rezenten, also noch lebenden, Arten. So nahm er an, der Artenwechsel sei auf einzelne Überschwemmungskatastrophen zurückzuführen. Jede dieser Katastrophen sorgte für das Aussterben vieler regionaler Arten. Mit der Zeit wanderten aus anderen Bereichen der Erde dann wieder neue Arten ein und veränderten somit das regionale Artbild.
Das Cuvier nur von sintflutartigen Überschwemmungskatastrophen ausging, hatte aber keine religiösen Gründe: Zwischen den Schichten mit verschiedenen Arten fand er immer wieder marines Sedimentgestein mit fossilen Schneckenarten (Mollusken). Daraus schloss er fälschlicherweise, dass es durch Überflutungen zu einem abrupten Artensterben gekommen sein musste.

Eine weitere (irrtümliche) wesentliche Annahme Cuviers ist die Artkostanz, welche in ähnlicher Form auch vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné vertreten wurde. Nach diesem Paradigma wird jegliche Form der Entwicklung abgelehnt, und von einer unveränderlichkeit der Tier- und Pflanzenarten ausgegangen. Arten stammen demnach nicht voneinander ab, sondern sind ihrer Gestalt schon über die gesamte Erdzeitgeschichte existent gewesen.

Cuviers Theorie aus heutiger Sicht:
Die Katastrophentheorie selbst ist zum Teil mit der Evolutionstheorie zu vereinbaren. Regionale, als auch globale Katastrophen verändern in der Tat das Artbild. So wäre die Entwicklung der Säugetiere nie in dem Maße verlaufen, wenn nicht ein Meteorit auf Yucatán eingeschlagen wäre und zum Aussterben der Dinosaurierer geführt hätte. Der zentrale Fehlschluss in Cuviers Theorie stellt aber die Annahme der Artkonstanz dar. Von einer Unveränderlichkeit der Arten auszugehen, widerspricht der Evolution im Kern. Cuvier hat die Ursache zur Veränderung des Artbildes in den Katastrophen selbst gesehen, und nicht in den von den Katastrophen verursachten neuen Umweltbedingungen.

Zusammenfassung

  • Die Katastrophentheorie folgt dem Schema: Ein Katastrophenereignis führt zum Artensterben, in Folge wandern neue Arten ein und verändern das Artbild.
  • Cuviers Katastrophentheorie gilt heutzutage als wissenschaftlich widerlegt.