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Altruismus

Informationen und Definition:

"Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." - Immanuel Kant

Altruismus (vom lat. alter = der andere) bezeichnet selbstloses Verhalten, bei dem unter Aufwendung von persönlichen Ressourcen eine Leistung erbracht wird, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen oder zu erwarten.
Bei den persönlichen Ressourcen kann es sich im Prinzip um Güter jeglicher Art handeln: Zeit, Geld, Mühe, Gegenstände, Gefälligkeiten oder allgemeine Hilfe.

Wann handelt jemand altruistisch? Bedingungen für Altruismus:
Freiwilligkeit
keine Absicht sich einen Vorteil zu verschaffen
keine Erwartungauf eine spätere Gegenleistung
erkennbarer Nutzen für den Anderen
Aufwendung von Mühe

Altruismus oder Kooperation?

Obwohl die Bedingungen für Altruismus relativ leicht zu umreißen sind, ist die klare Abgrenzung zwischen Kooperation und Altruismus sehr schwierig. Das ganze kann an folgenden Beispielen erörtert werden:

1.) Es ist Heiligabend. Peter geht durch die Stadt und sieht einen Obdachlosen. Zunächst geht er teilnahmslos weiter, doch ihn plagen Gewissensbisse. Er hat kein Mitleid, aber ein schlechtes Gewissen. An Weihnachten 'müsse man doch mal was gutes tun'. Peter geht nach dem Einkauf noch einmal am Obdachlosen vorbei und gibt ihm einen Euro.
2.) Peter ist in der Schule und hat wie jeden Tag einen Apfel dabei. Als er sieht das Marianne ihr Pausenbrot heute vergessen hat, bietet er ihr ein Stück seines Apfels an. Zwar ist sich Peter dessen nicht bewusst, doch insgeheim hofft er, demnächst auch mal etwas von Mariannes Pausenbrot abzubekommen.

In Beispiel 1 handelt Peter zwar gutmütig, ob die 'Beruhigung des eigenen Gewissens' aber noch altruistisch ist, oder doch eher einem egoistischen Grund entspringt, der die altruistische Tat gewissermaßen wieder aufhebt, ist die zentrale Frage. Objektiv gesehen (und ohne seine Gedanken zu kennen) handelt Peter altruistisch, denn er gibt dem Obdachlosen etwas allgemein wertvolles aus seinem Besitz. Aus subjektiver Ebene handelt er aber nur so, um sein Gewissen zu beruhigen. Die Sache selbst, etwas gutes zu tun, rückt dabei in den Hintergrund. Ob nun allein die objektive Tat für altruistisches Verhalten ausreicht, oder ob auch die subjektive Komponente eine zwingende Bedingung darstellt, ist gänzlich abhängig von der Definition, die man für Altruismus wählt.
Das zweite Beispiel ist ein Beispiel für reziproken Altruismus. Peter teilt mit Marianne, weil er sich insgeheim erhofft, das nächste Mal auch von ihr etwas zu erhalten. Im Gegensatz zu Beispiel 1 kann hier eindeutiger festgestellt werden, dass es sich nicht um Altruismus, sondern um eine Form der Kooperation handelt.

Wie zu erkennen, gerät man bei Beantwortung der Frage, ob jemand altruistisch handelt oder nicht, sehr schnell in die Philosophie. Jemand kann altruistisch handeln, aber im Grunde doch eigene Zwecke erfolgen. Eine eindeutige Abgrenzung ist meist schwierig, auch deshalb, weil zum Altruismus unterschiedliche Definitionen kursieren.

Mögliche Gründe für Altruismus

Sympathie
Pflichtbewusstsein
Moral und Ethik
Religion und Werte
Gewissensbefriedigung
Helfersyndrom
Mitleid

Altruismus aus Sicht der Evolution

Aus der Perspektive der Evolutionstheorie erscheint Altruismus nicht besonders einleuchtend. Mit altruistischem Verhalten stärkt ein Individuum die Fitness eines anderen, und schwächt gleichzeitig die eigene. Auf lange Sicht müssten die Genkombinationen für altruistisches Verhalten dieser Tiere aus dem Genpool ausselektiert werden, da diese wegen ihres sozialen Verhaltens schlechter angepasst sind.

Ein besonderes Beispiel, um den Sinn hinter Altruismus zu verstehen, stellen staatenbildende Insekten dar. Bienen, Ameisen und Termiten haben eine wesentliche Gemeinsamkeit: Nur die Königin gibt ihre Gene an die nächste Generation weiter. Alle anderen weiblichen Tiere sind nur für die Versorgung und den Ablauf im Bienen-/Ameisen- oder Termitenstaat zuständig. Eine Fortpflanzung der Arbeiterinnen ist aus physiologischen Gründen auch nicht mehr möglich. Die Geschlechtsorgane haben sich im Laufe der Evolution zurückgebildet, weil keine Notwendigkeit mehr bestand. Zwar geben die Arbeiterinnen selbst ihre Gene nicht weiter, dafür aber die mit ihnen verwandte Königin. Und die Gene der Königin sind denen ihrer Töchter natürlich sehr ähnlich. In diesem Zusammenhang sprechen Biologen auch von der sogenannten Verwandtenselektion.

Zusammenfassung

  • Altruismus (Gegenteil: Egoismus) bezeichnet prosoziales und uneigennütziges Verhalten, aus dem selbst kein Vorteil entsteht. Die Handlungen sind freiwillig und nützen nur dem Anderen.
  • Bei der Verwandtenselektion geben Individuen ihre Gene nicht selbst weiter, sondern erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Gene ihrer Verwandten weitervererbt werden.

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